Wenn man morgens den Wecker ausschaltet, sich die Zähne putzt und in die Küche geht, um zu frühstücken und dort das Radio einschaltet, hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits mehrere verarbeitete Produkte der Gebr. Kemper genutzt. Unter anderem das ist es, was das mittelständische Unternehmen KEMPER zu einem „Hidden Champion“ macht. Aber auch KEMPER ist von den steigenden Energiepreisen beeinträchtigt und dadurch in der Produktion eingeschränkt.
Auf gemeinsame Einladung von Metalle Pro und KEMPER waren Johannes Vogel, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Claudia Berling, Fraktionsvorsitzende der FDP im Olper Kreistag, Colin Stamm, Europakandidat der FDP KV Olpe, und Franziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Metalle, zu Besuch bei KEMPER in Olpe. Im Zentrum des Austauschs standen die aktuelle Energiepreissituation sowie die Dekarbonisierung und die Kreislaufwirtschaft.
„Der industrielle Mittelstand mit seinen zahlreichen Hidden Champions ist das Rückgrat unserer Wirtschaft, hier in meinem Wahlkreis im Sauerland und darüber hinaus. Deshalb bin ich gerade in der aktuellen Lage bewusst viel hier unterwegs, um wie bei KEMPER mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern zuzuhören und zu erfahren, was sie beschäftigt.“![]()
Johannes Vogel
Stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Demokraten im Bundestag
Seit fast 160 Jahren ist der familiengeführte Betrieb in Olpe angesiedelt und produziert von dort aus kreislauffähige und zukunftsgerichtete Produkte aus bleifreien Rotgusslegierungen sowie High-Perfomance Legierungen für die Konnektor-Industrie. Innerhalb der Bereiche Gebäudetechnik, Gusstechnik und Walzprodukte fertigt KEMPER unverzichtbare Teile für Trinkwasserhygiene, Automobil und Elektrotechnik.
Eine Führung durch die dortigen Werke lieferte Einblicke in den bereichspezifischen Produktionsalltag sowie in den Arbeitsalltag der 800 Mitarbeitenden vor Ort.

Die Recyclingfähigkeit, aber auch die maßgebende Rolle für Megatrends wie die Dekarbonisierung oder die Energiewende, machen Kupfer zu einem Key-Player in der nachhaltigen Transformation. Bei KEMPER wird Kupfer und verwendete Legierungsmetalle seit Jahrzehnten im Kreislauf geführt. Damit leistet das Unternehmen einen unerlässlichen Beitrag zur Circular Economy, welche wesentlicher Bestandteil der Transformation ist. Heute stammen rund 60 Prozent des von KEMPER eingesetzten Kupfers aus Sekundärkreisläufen, was zu signifikanten Einsparungen von Treibhausgasemissionen führt. Im Nachhaltigkeitsbericht 2022 zeigt das Unternehmen transparent, wie sich die organisationsspezifischen Emissionen in Scope 1, 2 und 3 aufteilen. Bis 2045 hat sich KEMPER das Ziel gesetzt klimaneutral zu sein. Die Emissionen im Bereich Scope 1 und 2 sollen in den kommenden zehn Jahren um 50 Prozent reduziert werden und bis 2040 plant KEMPER Netto-Null zu erreichen.
Aber für tiefgreifende Investitionen in umweltfreundliche Technologien und Konzepte muss man als Unternehmen langfristig sicher und profitabel aufgestellt sein. Voraussetzungen, die seit der Energiekrise nicht mehr selbstverständlich sind für KEMPER.

Diese Problematik wurde im Austausch mit Johannes Vogel und Franziska Erdle noch einmal aufgegriffen. Die Geschäftsführer von KEMPER, Christian Küster, Dr. Michael Rehse und Martin Thiel, verliehen der Dringlichkeit noch einmal besonderen Nachdruck. Mit dem signifikanten Anstieg der Stromkosten in den letzten Jahren entstehen für KEMPER erhebliche Mehrkosten. Eine besondere Belastung für die energieintensiven Geschäftsbereiche Gusstechnik und Walzprodukte.
Der Ruf nach politischen Maßnahmen wird daher laut und trifft bei Johannes Vogel auf offene Ohren. Das Resultat war ein ehrlicher und konstruktiver Austausch. Die Forderung der KEMPER Geschäftsführer sowie Franziska Erdle war eindeutig – ein zeitnaher Brückenstrompreis für die deutsche Industrie.
„Wir benötigen dringend einen Industriestrompreis für den Zeitraum der Energiewende. Dieser würde erheblich zur notwendigen Planungssicherheit für energieintensive, mittelständische Industrieunternehmen beitragen“![]()
Geschäftsführung Gebr. Kemper GmbH + Co. KG
Martin Thiel, Christian Küster & Dr. Michael Rehse
Dabei soll ein Konzept verfolgt werden, bei dem die Strompreise gestaffelt werden nach Energieintensität und daraus resultierender Relevanz für die Profitabilität eines Unternehmens. Konkret bedeutet das die Forderung nach einem Industriestrompreis zwischen 4ct und 10ct pro Kilowattstunde, angepasst an den jeweiligen Bedarf eines Unternehmens.
„Deutschland verfügt bereits über eine starke und namenhafte Industrie. Es ist jetzt an der Politik die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Unternehmen den grünen Wandel meistern können und wettbewerbsfähig bleiben.“![]()
Christian Küster
Geschäftsführer Gebr. Kemper GmbH + Co. KG
Johannes Vogel stimmte den Argumenten der Unternehmensvertreter*innen größtenteils zu. Die Notwendigkeit einer baldigen Entscheidung ist nicht mehr bestreitbar.
„Insbesondere die hohen Energiepreise belasten die energieintensive Industrie und den Mittelstand aktuell sehr. Hier müssen wir Lösungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit schaffen – aber nachhaltige. Aber dies gilt auch darüber hinaus: überflüssige Bürokratie muss wegfallen, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden und wir brauchen steuerliche Entlastungen für die Unternehmen. Diese Maßnahmen müssen wir rasch auf den Weg bringen.“![]()
Johannes Vogel
Stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Demokraten im Bundestag
Innerhalb dieser Debatte sind jedoch die Finanzierung und vor allem die zukünftige Entwicklung des Energiemarkts relevante Faktoren für eine kritische Betrachtung der geforderten Unterstützungen. Einem schuldenfinanzierten Brückenstrompreis stehen viele momentan kritisch gegenüber. Präferable Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie könnten mit größerer Wahrscheinlichkeit von einer vorteilhaften Stromsteuerpolitik und reduziertem bürokratischem Aufwand ermöglicht werden.

Es braucht nun zeitnah Entscheidungen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Dies unterstützten ausnahmslos alle Beteiligten. Verständnisvoll zeigte man sich auch darüber, dass die politische Debatte Zeit braucht. Darin genau liegt jedoch aktuell der Knackpunkt. Viele Unternehmen haben keine Zeit mehr. Umso wichtiger sind Austausche, wie der bei KEMPER in Olpe, um hinderliche Missverständnisse zu beseitigen, Verständnis für die Forderung zu verstärken und der Dringlichkeit noch einmal Nachdruck zu verleihen.
Wir danken allen beteiligten Vertreter*innen und insbesondere der Geschäftsführung von KEMPER sowie Johannes Vogel für ihre Teilnahme am Diskurs und ihr Interesse an einem ehrlichen und konstruktiven Austausch.
Copyright Fotos: James Zabel (Titelbild) und Robin Maximilian Plate